Donnerstag, 15. März 2012

Gedenkstätte Augustaschacht e.V.

Niederländischer Forscher sucht nach Archiv-Unterlagen

Willem de Vries, niederländischer Musikwissenschaftler und Autor, hat sich intensiv mit dem Kunstraub beschäftigt, den die Nazis während des 
Zweiten Weltkriegs in den besetzten Ländern begangen haben.1998 erschien in deutscher Übersetzung sein Buch ,Sonderstab Musik. Organisierte 
Plünderungen in Westeuropa 1940-45' (Dittrich Verlag, Berlin). Darin beschäftigt er sich vor allem mit den Aktionen einer Gruppe, die die 
Bezeichnung "Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg" (abgekürzt ERR) trug, so benannt nach einem der höchsten Naziführer, der sich bei dem 
Kunstraub besonders unrühmlich hervorgetan hat.

In dem Buch kommt auch Ohrbeck vor. Und zwar weist de Vries darauf hin, daß unmittelbar vor Kriegsende die Dokumentation der erfolgten 
Plünderungen, soweit sie die Niederlande betrafen, von den Tätern auf Reichsgebiet geschafft wurde.

"Die gesamten ERP-Archivunterlagen wurden (..) nach Deutschland gebracht und in einem Arbeits-Erziehungslager in Ohrbeck bei Osnabrück 
zwischengelagert" schreibt de Vries (S. 232). Sie sollen in zahlreichen Kisten verstaut gewesen sein.

Dr. Volker Issmer, der über das AEL Ohrbeck geforscht hat, erfuhr auf Nachfragen vom Verfasser, daß sich die Unterlagen heute im Bundesarchiv 
befänden. Um so überraschter waren er und Dr. Michael Gander, Geschäftsführer der Gedenkstätte Augustaschacht in Ohrbeck, als jetzt 
ein Brief des Niederländers eintraf, mit der Bitte, ihm bei der Suche nach den Unterlagen behilflich zu sein, da sie doch nicht zu den 
Beständen des Bundesarchivs in Berlin oder Koblenz gehörten.

Ist das Archiv des ERR seinerzeit in Ohrbeck vernichtet worden, verbrannt worden vielleicht, bevor die britischen Soldaten eintrafen? 
Oder wurde es von der Osnabrücker Gestapo zusammen mit der sog. "Gestapo-Kartei" nach Bremen verbracht und ist dort verschollen?

Erinnern sich Zeitzeugen an Kisten, die am Augustaschacht im Frühjahr 1945 von LKWs geladen wurden, und wissen etwas über den Verbleib?

Michael Gander/Gedenkstätte Augustaschacht (Tel. 05405-8959270, [email protected]) und Volker Issmer ([email protected]) geben 
die Bitte um Informationen weiter, die Willem de Vries am Ende seines Schreibens mit den Worten beschließt:

"Jedes kleine Stück Information wäre für mich und die Geschichte doch wichtig, und ich danke Ihnen herzlich für Ihre Hilfe dabei."
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